Freitag, 19. Juni 2015

Komplexe Schönheit in der Sagrada Familia und krönender Abschluss auf dem Mont Juic

Wir stehen zügig auf, da wir heute noch viel vorhaben: heute geht es zur Sagrada Familia! Da noch etwas Zeit übrig ist und ich mir außerdem etwas die schlechte Laune vertreiben möchte, gehe ich alleine quer durch die Stadt.
Die Badal Allee ist eine der wenigen Straßen mit Grünstreifen.
Barcelona hat kaum Grünflächen - alles ist dicht an dicht gebaut. Ich folge der einzig grünen Allee (Badal Allee) und durchquere mehrere Wohnviertel. Sehr selten finde ich kleine Parks, die in etwa Spielplatzgröße haben. An einer Gesamtschule findet der Sportunterricht auf dem Kopfsteinpflaster des Innenhofes statt.
Streetart wie diese ist eher selten.
Wieder im Hotel finde ich Lea gut gelaunt vor und wir brechen auf zur Sagrada Familia - dem Wahrzeichen von Barcelona. Zum Glück haben wir online Plätze gebucht, sonst wären wir nicht mehr hinein gekommen - so lang sind draußen die Warteschlangen vor dem gewaltigen Bauwerk.
Der Eingang ist mit einer wilden Fülle von Figuren und Geschichten verziert. Staunend treten wir durch eine metallene Efeutür den Innenraum fühlen uns fast erschlagen von der Welle an Sinneseindrücken.
Der gesamte Außenbereich ist mit Figuren und Geschichten verziert.
Innen herrscht eine durch bunte Wandmosaiken hervorgerufene irrsinnige Lichtstimmung, die die gewaltigen organisch gestalteten Säulen in Mammutbaumoptik in schillernde Farben taucht. Ins Auge fallen auch sofort die reich verzierte Decke, welche mich sofort an die großen Kaori-Bäume in Neuseeland erinnern. 
Die Decke erinnert stark an das Dach eines Urwaldes. 

Der Katalanische Modernismus mit der damals ersten Verwendung der Hyperbole als Deckenkonstrukt erzeugt ein atemberaubendes Gesamtbild und überall gibt es abertausende von Details zu entdecken.
Die großen bunten Fenster richten sich nach der Maxime "Zu viel und zu wenig Licht macht blind.". 
Aufwendige Mosaiken sorgen für ein ausgefeiltes Farbenspiel.

Akustisch hallt Orgelmusik vom Band durch die Gänge, während immer wieder ohrenbetäubender Baulärm alles überschallt. Zum Glück ist es insgesamt zwar gefüllt, aber nicht überfüllt. Es bleibt immer genug Ruhe, um das Bauwerk wirklich zu bestaunen.
Bemerkenswert ist auch, dass die Empore Platz für 1000 Sänger hat, ohne dass dabei ein Echo entsteht. Im Nebengebäude gibt es auch ein Museum mit interessanten Ausstellungen und Film über den Baubeginn bis zum geplanten Bauende in 2026. Das gesamte Bauprojekt wird komplett von Spenden finanziert. 
 
Nach dieser fantastischen Besichtigung wagen wir den nächsten Versuch, endlich eine gute Tapasbar zu finden. Wir werden fündig und ergötzen uns an unglaublich guten Tapas in einer Bar, die von einem sehr netten Ehepaar seit nunmehr fast 25 Jahren betrieben wird. 
Mit der Metro fahren wir weiter zum Placa d'Espania. Nach vielen Treppenstufen entlang der elegant und prunkvoll dargebotenen Springbrunnen gehen wir hinauf bis zur Spitze des Mont Juic. Es ist heiß und so freuen wir uns an unserem letzten Urlaubstag sehr über die durch die Fontänen leicht abgekühlte Luft, während wir etwas wehmütig unseren letzten Blick auf Barcelona werfen. 

Fazit

Barcelona ist eine atemberaubend schöne und vielseitige Stadt, die sowohl mit Leben pulsiert, aber trotzdem nicht heillos überfüllt ist. Es gibt selbst in regulären Wohnstraßen sehr viel zu entdecken und alle kulturellen Stätten sind in einem ausgezeichnetem Zustand.
Der Straßenverkehr ist durch die Rollerfahrer nichts für schwache Nerven - insgesamt sehe ich zusätzlich auch keinen Bedarf, ein Auto zu mieten: mit Bus und U-Bahn sind alle wichtigen Orte sehr gut erreichbar.
Wer ein Kleinkind dabei hat, sollte unbedingt einen Tragegurt (Manduka) verwenden, da Barcelona weder für Rollstuhlfahrer noch Kinderwagen sonderlich gut geeignet ist. Auch Bänke oder Parks sind eher Mangelware, sodass spontane Pausen eigentlich nur in Hafennähe oder in einem der Bistros/Cafés möglich sind.
Gerne hätten wir auch das Nachtleben erkundet, aber das ist mit einem Baby als Tourist nicht möglich - wir werden aber definitiv wieder kommen!

Donnerstag, 18. Juni 2015

Anstrengung, Glück und Pech: Ramblas und Strand

Nach einer furchtbaren Nacht (unser Baby hat uns kaum schlafen lassen) entscheiden wir uns heute zu einem Entspannungsprogramm. Wir begeben uns wieder zur Rambla und erstehen bei einem Künstler ein schönes Gemälde. Andere Künstler versuchen ihr Glück mit Karikaturen oder Porträtmalereien.
Die Ruhe nach dem Sturm...
Leben an der Rambla: die Bewohner scheinen es gelassen zu nehmen
Nicht jeder Zeichner ist gut in seinem Job... ;-)
Wir bummeln weiter und bestaunen dabei auch die vielen "lebenden Statuen", die teilweise aufwändig verkleidet die Touristen animieren. Ein Alien meint es etwas zu gut mit mir und verdreht mir fast den Nacken.
Dieses Alien hat mir fast den Hals gebrochen.
Wir spazieren weiter zum Hafen und machen auf einem großen Rasen Pause. Hier ist es ruhig und von leichter Hanglage aus blicken wir auf Barcelona herab, bis zwei Japanerinnen Lea entdecken und begeistert mit ihr spielen.
Frühzeitig internationale Kontakte knüpfen
Wir spazieren weiter und gelangen an einen Hafenabschnitt mit verschiedenen Kleinkunstbüdchen. Wir unterstützen die lokalen Künstler und kaufen ein paar nette Accessoires an den vielseitigen Ständen.
Paella darf in keinem Spanien-Urlaub fehlen
Der Hunger ruft und wir gehen zur nahe gelegenen Fressmeile, wo wir uns an großen Paella-Portionen gütlich tun. Die Bedienung ist nett, das Wetter ist schön und wir können beim Essen den nie enden wollenden Strom an Touristen vorbei ziehen sehen. Leider wird das frivole Mahl durch Lea unterbrochen, da Madame immer ungemütlicher wird und uns letztendlich durch lautes Gebrüll zwingt, das Essen abzubrechen.
Eine Stillmahlzeit und eine gewechselte Windel später ist alles wieder in Ordnung und wir lauschen der Straßen-Band "Made in Barcelona", die mit kubanischer Musik gute Laune verbreitet. 
Die Gruppe "Made in Barcelona" sorgt für Stimmung
Diesmal erleben wir den Strand nicht ganz so leer...
Wir folgen der Touristenmeile bis zum Strand, der heute aber prall gefüllt ist; kaum ein freier Platz, lange Schlangen an den Toiletten und Bars. Nach einer längeren Wanderung ergattern wir trotzdem einen der seltenen Schattenplätze und lassen Lea munter im Sand spielen.
Nach einer Weile bemerke ich, dass hinter uns Drogen-Dealer zu Gange sind, die umherwandern und Speed verkaufen. Ich gebe der Strandpolizei Bescheid, doch da diese nur wenige Brocken Englisch versteht, dauert es sehr lange, die Sachlage zu erklären. Als sie sich dann mit dem Buggy auf dem Weg zu den Dealern macht, sind die schon längst verschwunden. 

Bei dem schönen Wetter und der Aufregung haben wir ganz die Zeit vergessen und so brechend wir flugs auf, da unsere kleine Prinzessin dringend ins Bett muss, jetzt völlig übermüdet ist und pausenlos schreit. Nach einem langen Fußmarsch auf der Suche nach der nächsten Metro-Station betreten wir endlich die Haltestelle "Drassanes". Es ist laut, heiß, stickig und vollkommen überfüllt.
El Metro
Ich habe in einem Arm das Baby und halte mich mit dem anderen an einer Stange fest, um so sicheren Halt zu finden. Kurz vor einer Haltestelle spüre ich ein leichtes Zupfen am Bein und greife instinktiv dorthin wo mein Portmonnaie ist. Oder besser sein sollte - ein Taschendieb hat es an sich gerissen und nutzt den Strom aus der Metro berstender Touristen, um unterzutauchen. Ich renne mit Baby im Arm einem Verdächtigen hinterher und stelle ihn, doch er hat nur einen leeren Rucksack dabei - vermutlich hat er das Portmonnaie beim Verlassen einem Komplizen gegeben.
 Angespannt wird die Fahrt fortgesetzt

Ein paar hektische Minuten und Telefonate später sind die EC- und Kreditkarte gesperrt. Da es nur das Urlaubsportmonnaie war, ist außer den zwei Karten und 11 EUR nichts weiter geklaut worden.
Etwas benommen bestreiten wir den Rest des Heimwegs, während das Baby weiterhin wie am Spieß schreit. Wir besorgen uns etwas Mexikanisches Essen zum Mitnehmen und gehen heute früh zu Bett. Was für ein Tag!

Mittwoch, 17. Juni 2015

Staunen im Casa Batlló und Genießen in der Boqueria

An diesem Mittwochmorgen hat Lea uns lange schlafen lassen und so fahren wir ganz entspannt mit der Metro zur Station "Diagonal". Hier laufen wir die "Rambla de Catalunya" entlang. Wir wollen uns das in der nähe gelegene "Casa Battló" zumindest von außen anschauen und machen einen kleinen Umweg.
Dabei stellen wir überrascht fest, dass jetzt die Warteschlange extrem kurz ist und so greifen wir die Gelegenheit beim Schopf.
Das Casa Battló. 
Für 21,50 EUR gibt es zu den Eintrittskarten auch noch einen Audio Guide sowie ein Smartphone mit einer Augmented Reality App. Die Räume diesen berühmten Bauwerks von Gaudi enthalten so gut wie keine Möbel. Schaut man aber auf das Smartphone, so bekommt man einen Eindruck, wie der Raum an genau dieser Stelle einmal eingerichtet war. Das Casa Battló ist zwar sehr gut besucht, aber noch hat jeder genug Platz zum Staunen.
Mit Augmented Reality erwachen die meist leeren Räume zum Leben.
Die organischen Holzformen erinnern uns an die Drakensberg Lodge in Südafrika.
Die Räume sind unfassbar spannend und funktional entworfen worden. Überall gibt es Farb- und Formspiele, die sichtbar aus einem großen Konzept entsprungen sind. So sind zum Beispiel die Fließen im unten Teil des Innenhofs heller als im oberen, damit der Eindruck einer gleichbleibenden Beleuchtung entsteht. Auch die Fenstergröße passt sich der Nähe zum Licht an.
Selbst die Schornsteine sind ansprechend umgesetzt.
Die gut aufgemachte und interessant erzählte Tour wird für uns etwas anstrengend, da unser liebes Baby sich unwohl fühlt und ein lautes Geschrei anstößt. Abwechselnd betrachten wir dann den Rest der Tour, die auf dem fulminant gestalteten Dach mit bunten Schornsteinen und dem an einen Drachen erinnernden Dachgiebel endet.
Innenhof im Casa Battló
Wieder draußen steigt die Laune wieder. :-)
Wir verlassen das Casa Battló und laufen weiter zur "richtigen" Rambla über den Placa de Catalunya. Die "Las Ramblas" ist eine sehr breite Allee mit Fußgängerbereich in der Mitte. Hier dominieren feste Stände mit allen möglichen Souvenirs (hauptsächlich FC Barcelona-Trickots). Der Straßenrand ist gesäumt mit Bistros und Touristenfallen. 
Touristenmeile "Las Ramblas"
Die Markthalle "La Boqueria"
Wir besuchen die große Einkaufshalle "La Boqueria", die prall gefüllt ist mit Marktständen. Hier werden lauthals Obst, Süßigkeiten sowie viel Fleisch und Fisch feilgeboten. Wir können nicht widerstehen und decken uns großzügig mit frischem, günstigen Obst (Kirschen, Feigen, Kokosnüsse), Süßigkeiten sowie "Jambon Iberico" (eine Tüte mit klein geschnittenem Schinken) ein.
Wer kann da widerstehen?
Hier gibt es sogar kürbisgroße Tomaten.
Es gibt zwar kein Brot, aber dafür ... andere Angebote.
Auf der Suche nach etwas Herzhaftem finden wir zwar einen Stand, der Schafsköpfe, Hirn und Bullenhoden verkauft, aber leider kein Brot.
Wir verlassen die etwas überfüllte Markthalle und streifen hungrig durch die Straßen auf der Suche nach einem Sitzplatz. Auch eine längerer Spaziergang durch die Seitengassen führt nicht zum Erfolg: es gibt weit und breit keine Bänke!
Schöne, ruhige Seitengassen - aber ohne Sitzplätze
Magischer Innenhof
Endlich finden wir in einem versteckten Innenhof ein paar Holzplanken und machen Rast. Dieser Hof ist umgeben von alten Steinbauten, die sich um einen Brunnen mit riesigen Bäumen mit gelben Blüten reihen und eine ganz eigene, magische Stimmung aufkommen lassen.
Die Stimmung wechselt, als eine Schar Kindergartenkinder ihren "Abschluss" feiert. Wir brechen wieder auf, laufen an der Kathedrale von Barcelona vorbei, treffen auf den "Palau de la Música Catalana" (ein weiteres Gebäude von Gaudi) und bummeln durch eine Gasse mit Künstlergeschäften. Alle Geschäfte hier sind sehr schmal, aber dafür sehr tief. 
Die "La Catedral de la Santa Creu i Santa Eulàlia"
Der "Palau de la Música Catalana"
Der "Arc de Triomf"
Am Triumphbogen beenden wir für heute unsere Tour und fahren mit der Metro zurück ins Hotel, weil unser Baby schon längst im Bett hätte sein müssen. Wir kompensieren das abrupte Ende mit einem köstlichen Pastateller nebst verarbeiteten Schinkenresten. ;-)

Dienstag, 16. Juni 2015

Regenprogramm: Hafen und Aquarium von Barcelona

Nach einem gemütlichen Frühstück mit Vollkornbaguette, Müsli und eiskaltem Orangensaft beenden wir Leas langen Vormittagsschlaf. Heute ist eine Tour zur Ramla geplant. 
Als wir an der Haltestelle Placa de Catalonya ankommen, beginnt es jedoch unangenehm zu regnen. Während wir uns entscheiden, lerne ich von den Touristinnen, dass Hotpants, Sport-BH und Flipflops eine komplette Kleidung darstellen. ;-)
Am Hafen ist das Wetter noch gut.
Kolumbus zeigt nicht nach Amerika.
Wir fahren mit der Metro weiter zum Hafen. Hier ist tatsächlich noch schönes Wetter. Wir kaufen uns bei einer Touristenfalle eine einfallslose Waffel & Crepe und machen eine Babypause, bei der wir den vielen Touristen zuschauen, die gerade stoßartig von einem der Kreuzfahrtschiffe auf die Stadt losgelassen werden und sich von den Schwarzmarkthändlern über das Ohr hauen lassen.

Über den langen Steg geht es weiter durch ein Einkaufszentrum zum "Aquarium von Barcelona". Wir zahlen den stolzen Preis i.H.v 19 EUR pro Person. 
Das Aquarium ist nett, aber im Vergleich zu anderen (z.B. das "Usharka" in Südafrika) nichts Besonderes. Die Becken haben zu 80% eine ordentliche Größe, sind aber nur dürftig beschildert. Auffällig ist auch hier der inflationäre Gebrauch von Selfie-Sticks. Lea hat sichtlich Freude an den langsam vorbei schwimmenden Fischen.
Die Stars der Manege
Idiotentaucher von "Diving with Sharks"
Einer der Höhepunkte ist sicherlich der Tunnel durch das Becken mit Haifischen und großen Rochen. Hier können wir noch ein paar peinliche Touristen sehen, die unsagbar viel Geld für "Diving with sharks" ausgegeben haben, nur damit sie wie Sardinen in einem engen Käfig am Beckenrand den Fischen von weitem zuschauen. Dämlich daneben benehmen sich auch einige Koreanerinnen, die überall gegen die Scheiben klopfen und alle Absperrungen ignorieren. 
Nach ca. zwei Stunden verlassen wir das Aquarium und gehen hinaus zur "Tapa Tapa Bar". Obwohl diese Kette in Barcelona verbreitet ist, finden wir sowohl die faden Tapas als auch die semifreundliche Bedienung eher mäßig begeisternd. Eine weitere Touristenfalle mit immerhin nettem Ausblick.
Barcelona hat 7 Regentage im Juni

Es regnet noch immer und so begeben wir uns per Metro zurück in unser Viertel. In einem kleinen Supermarkt besorgen wir uns noch ein paar Kleinigkeiten für die nächsten Abende, während das Baby schon sehr motzig ist. Müde gehen wir schon gegen 22:00 Uhr ins Bett.
Dieses Angebot wäre in einem so kleinen Supermarkt in Deutschland nicht zu erwarten.