Samstag, 20. September 2014

Markt und Old Fortress in Kerkyra + Rückflug

Heute an unserem letzten Tag ist es diesig/feucht draußen und wir entscheiden uns gegen eine letzte Pool-Session. Voll gepackt fahren wir ein letztes Mal nach Kerkyra. Nach anstrengender Parkplatzsuche (es ist alles vollgeparkt und an Stelle eines Leitsystems gibt es nur eine keifende Frau mit Warnweste) betreten wir den "Open Air Market" - eine von Fischern dominierte Sammlung kleiner Buden in der Nähe der "Old Fortress".
Einer von vielen lokalen Fischhändlern
Kaktusfeigern direkt vom Blatt

Anschließend haben wir noch immer drei Stunden Zeit bis zum Abflug und so besichtigen wir dann doch noch die alte Festung. Nach nur 4 EUR Eintritt gibt es eine Austellung Byzantinischer Kunst aus dem 5.-6. Jahrhundert. Die Festung selbst stammt aus dem Jahre 1545 und hat vielfach erfolgreich Angreifer vom Meer abgewehrt.
Die alte Festung / "Old Fortress" / "Παλαιό Φρούριο"
So stehen auch heute noch die damals verwendeten Kanonen und Mörser zur Schau. Wir finden besonders die extrem dicken Wände und verschiedenen Baustile der unterschiedlichen Besatzer interessant.
Mörsergeschoss
Es ist heiß und die gelegentliche Brise ist sehr willkommen. Daher zieht es auch viele Besucher auf den höher gelegenen Leuchtturm der Festung. Von hier gibt es auch noch einmal einen malerischen Blick auf Korfu-Stadt. Trotz der vielen Besucher ist es relativ ruhig und die Geräuschkulisse wird von einem unsichtbaren aber lautstarken Chor von Zikaden dominiert.
Blick auf Kerkyra und die "Neue Festung"
Blick auf den zivilen Hafenbereich
Irgendwann wird es dann aber doch Zeit zu gehen und so eilen wir zurück zum Auto und zum Flughafen. Die Rückgabe des Autos geschieht ohne Kontrolle. Bei den vielen Beulen wechselt man als Deutscher ja doch schnell in den Rechtfertigungsmodus, aber hier interessiert sich niemand dafür. "End of season" ist hier scheinbar wieder Leitmotiv.
Im Flughafen herrscht Chaos. Die Abfertigung ist ein Graus und schreit wohin man blickt nach Prozessoptimierung. Es werden weder die Taschen kontrolliert noch gibt es ein Leitsystem. Die Sicherheitskontrolle besteht darin, dass eine übermüdete Frau schaut, ob man einen Zettel mit der Ticketnummer in der Hand hält.
Totales Chaos: Links unkoordinierte Gepäckabgabe; rechts sinnlose Security.
Wir stillen unseren Hunger im Flughafenrestaurant und zahlen einen echt stolzen Preis für unglaublich schlampige Pommes. Immerhin liegt das Restaurant auf einer hohen Ebene, sodass wir das Chaos der absolut unprofessionellen Gepäckabfertigung von oben fassungslos betrachten können.
Der Start der Maschine ist pünktlich und nach 1,5 Stunden Flug sind wir wieder in Deutschland, wo uns freundliche 18°C bei grauem Regenwetter erwarten. Bäh!
Deutschlands geordnete Straßen stehen im krassen Kontrast zu den verspielten Gassen Korfus.

Fazit

Korfu besitzt viele wirklich schöne Strände und schöne Dörfer. Das mittelalterliche Unesco-Erbe Kerkyra ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Die Einwohner sind trotz Ende der Saison unaufgesetzt freundlich und auch wirklich bemüht. Das Essen ist sehr fleisch- und pommes-lastig, wird aber durch frisches Brot mit lokalen Oliven nebst Olivenöl wieder entschädigt.
Wer kulturell oder archäologisch interessiert ist, wird hier eher enttäuscht. Obwohl die Insel zu 90% auf den Tourismus eingestellt ist und von diesem lebt, wird die eigene Kultur trotz umfangreicher EU-Subventionen nicht gepflegt.
Die Insel ist ideal für einen entspannten Pärchenurlaub. Wandern und Radfahren ist hier eher schwierig und so schlichtweg nicht vorgesehen. Besser fährt man mit Wasseraktivitäten wie Bootstouren, Jetski, Parasailing, Windsurfen und Schnorcheln.
Autofahrer sollten sehr gute Fahrkünste haben und über ein exzellentes Orientierungsvermögen verfügen. Die engen Straßen, die aggressive Fahrweise der Einheimischen und die desaströse Beschilderung verlangen viel ab. Das könnte auch der Grund sein, warum die meisten Autos hier ordentlich zerbeult sind.

Freitag, 19. September 2014

Kerkyra-City und Entspannung am Liapades Beach

Wir fahren gegen halb zwölf nach Kerkyra, wo bereits die Straßen sehr belebt sind und die Menschen sich durch die aufgeheizten Gassen schieben. Heute haben vier riesige Touristentanker (AIDA-Format) angelegt und das verändert direkt das Stadtbild. In einem Hipster-Café sitzend beobachten wir das wuselige Treiben der Touristen, die gerade einmal drei Stunden haben, um "Korfu zu entdecken", bevor sie wieder zurück zum Schiff müssen.
Die Touristentanker kündigen Gewühl an.
Betagter Fischkutter

Was anderswo eine Fußgängerzone wäre, ist hier ein Kampf zwischen Fußgängern und Autos.
Ich sondere mich ab und durchforste die Juweliere, um einen Verlobungsring zu finden. Endlich werde ich in einem urigen kleinen Geschäft fündig. Die Besitzer sind unglaublich freundlich und herzlich. Sie sind mindestens so aufgeregt wie ich, ob ihr selbstgemachter Schmuck Erfolg haben wird. :-)
Reizendes Juwelierehepaar

Straßenkünstler mit unbegeistertem Hund
Wieder vereint fahren wir nach Liapades. Hier gibt es einen schönen Strand, bei welchem auch geschnorchelt werden kann. Wir genießen die warme Sonne an wolkenlosem Himmel. Es gibt hier sogar Umkleiden und Duschen - alles kostenlos. Außerdem läuft eine äußerst gut gelaunte und hilfsbereite Kellnerin von Platz zu Platz und bietet günstige Getränke an, ohne dabei aufdringlich zu sein. So lässt es sich leben!
Sicherheit geht vor
Strandcafé in Liapades

Mit Schnorchelausrüstung und Luftmatratze bewaffnet lassen wir uns im Wasser treiben und in dem sehr klaren Wasser viele bunte Fische, die ich jedoch leider nicht identifizieren konnte.
Als es allmählich dämmert eilen wir in Richtung Westen, um noch ein Restaurant mit Blick auf den letzten Sonnenuntergang für uns in Korfu zu erhaschen.
Wir haben kein Glück, da bei allen Aussichten die Berge einen Blick nach Westen versperren. Schlussendlich fahren wir wieder nach Krini in das Restaurant von gestern und lassen dort den Abend gemütlich ausklingen. Neben uns sitzt eine kleine Gruppe lustiger Franzosen, die sich etwas pikiert über eine Ratte aufregen, die alle drei Minuten über die Blumentöpfe wandert. Auch der Ring wandert; zwar nicht nach Mordor, aber trotzdem zum Platz seiner Bestimmung. ;-)
Sie hat "ja" gesagt!

Beim Rückweg wollen wir nicht schon wieder dieselbe Tour fahren und fahren einen kleinen Umweg. Dieser wird spannend, als der Sprit zur Neige geht und wir feststellen müssen, dass in ganz Korfu bereits um 21:30 Uhr alle Tankstellen geschlossen sind. Ganz Korfu? Nein! Ein von unbeugsamen Griechen bevölkertes Plätzchen...

Donnerstag, 18. September 2014

Verlorene Kultur in Kerkyra und majestätisches Angelokastro

Wir wagen einen zweiten Versuch zur Entdeckung der Ausgrabungsstätten und machen uns mit dem Auto auf den Weg zu Korfu-Stadt. Wieder ist nichts ausgeschildert und die engen Gassen machen ein Parken fast unmöglich.
In der Mittagshitze laufen wir entlang der wenig bis gar nicht vorhandenen Bürgersteige durch Nebenstraßen. Nur mit Hilfe unsere Karte finden wir endlich den Tempel der Artemis - oder eben das, was davon übrig ist. Wir sind schockiert, dass das große Tempelgelände komplett brach liegt und dazu auch noch abgesperrt ist. Ein Schild am Eingang erzählt von vielen großzügigen Spenden von Europas Kulturkasse - wo ist das Geld hingegangen?
Der Tempel der Artemis - Eine weitere kulturelle Enttäuschung
Entmutigt drehen wir wieder um, vorbei an zwei weiteren Ausgrabungsstätten, bei denen es aber immerhin beschäftigt aussehende Archäologen gibt, die im (ebenfalls abgesperrten Bereich) unter einem Sonnenschutz sitzen.
Archäologen in der Mittagshitze
Eine ehemalige Kirche
Überbleibsel Römischer Bäder
Um uns etwas abzukühlen und wenigstens etwas spazieren zu gehen, laufen wir beim Rückweg zum Parkplatz noch in den "Mon Repos Palace". Dabei handelt es sich um einen etwas verfallenen Schlosspark. Früher muss es hier wirklich schön gewesen sein, aber aktuell ist der Park schlichtweg ungepflegt und verlassen. Ganz alleine sind wir aber nicht - mit jeder Minute wird der Moskitoschwarm größer, der uns regelrecht belagert und so flüchten wir schnell wieder.
Mon Repos Palace - nicht gerade romantisch, aber dicht bewachsen.
Mit dem Auto fahren wir vorbei an der hässlichen Touristenstadt "Makrades" nach Krini. In diesem winzigen, aber wirklich hübschen Dörfchen scheint die Zeit noch stehen geblieben zu sein. Alles wirkt sehr sauber und überhaupt nicht touristisch. Die Straßen hier wurden nie für Autos konzipiert und sind dementsprechend schmal.
In Krini gibt es schöne und saubere Straßen & Plätze
Auch die "neuen" Straßen sind gerade breit genug für ein kleines Auto.
Der Blick schweift über stille Olivenbäume zum Meer.

Nach einem kurzen Halt in einem urigen Restaurant mit Sonnenterrasse folgen wir den Serpentinenstraßen weiter zum Angelokastro - einer wuchtigen Byzantinischen Burg. Diese Befestigungsanlage geht bis auf das 11. Jahrhundert zurück und war ein in der Geschichte Korfus mehrfach ein strategisch wichtiger Punkt.
Schon von weitem streckt sich das Angelokastro dem Besucher massiv entgegen.
Für nur 2 EUR Eintritt können wir die massiven Steinstufen erklimmen und den Burghof, eine Höhlenkapelle und den Burgfried besichtigen. Da die Burg hoch oben und direkt an der Ostküste von Korfu liegt, ist der Ausblick in alle Richtungen fantastisch.
Abstieg zur Höhlenkapelle


Sechs von solchen kleinen Gräbern säumen eine winzige Kapelle. Die Bedeutung der Gräber ist bislang nicht erforscht.

Nach langem Staunen und genießen der Aussicht begeben wir uns zum Abstieg. Ich möchte eine der tiefdunklen Oliven direkt vom Baum probieren - und beiße damit in das Sauerste/Bitterste, was ich je im Leben geschmeckt habe. Pfui! Es scheint, dass ich noch viel über Oliven lernen muss... ;-)
Während der Rückfahrt entscheiden wir uns spontan für einen Strandbesuch und verweilen bis zum Sonnenuntergang am Meer.
Griechisches Marketing ;-)
Dieser schöne Strand gehört uns allein!

Spät abends besuchen wir das "Nachtleben" von Gouvia, dem kleinen Ort unseres Hotels, wo heute leider Fußballstimmung ist. Wir finden ein Lokal, dass nicht lautstark Fußball überträgt und lassen diesen schönen Tag mit frischem Brot und guter Pasta Arrabiata ausklingen. Da stört uns auch nicht, dass das Restaurant Diskomusik spielt und überall Räucherstäbchen ein sehr eigenes Aroma verströmen. :-)

Mittwoch, 17. September 2014

Das Dach von Korfu: der Pantokrator

Da das Wetter sehr gut ist, wollen wir heute den Pantokrator, den höchsten Berg Korfus besuchen.
Nach einer kurzen Internetrecherche über Schnorchelmöglichkeiten auf Korfu machen wir auf dem Weg gen Norden einen kurzen Halt in Ipsos.
Der schmale Strand direkt an der Hauptstraße hat viele spitze, brennend heiße Steine und besitzt keine Umkleiden - zumindest keine, die als solche funktionieren.
Interessante Umkleiden am Strand von Ipsos
Allerdings wird hier das Parasailing für gerade mal 40 EUR angeboten und so nehme ich die Gelegenheit wahr. Ich bekomme das Geschirr angelegt und fahre samt Guide in einem kleinen Boot zu einer Plattform im Wasser. Dort werde ich mit einem 100m langem Seil am Motorboot festgebunden, bekomme den Gleitschirm angeschnallt und dann geht es auch schon los.
Gleitschirm anlegen
Das Boot fährt rasch los, zieht das Seil hinter sich her und ich laufe mit Gleitschirm im Rücken die Plattform entlang. Kurz vor dem Ende derselben zieht es mich plötzlich steil in die Luft.
Das Gefühl ist unglaublich: der Wind fegt mir über den Körper, während die Sonne von einem fast wolkenlosen Himmel auf das Meer und die Landschaft um mich herum brennt.
Ich erkenne viele verschiedene Farbschichten im Meer und bekomme einen wirklich lohnenswerten Blick auf die Umgebung: die "Stadt" Ipsos besteht im Grunde nur aus der Hauptstraße, dem Strand und den dicht an der Straße gedrängten Häusern und Geschäften. Hinter dieser Fassade weit und breit nur Olivenhaine.
Parasailing macht glücklich 
Ich genieße die Fahrt für ca. 25 Minuten, bis das Boot anhält und ich zwangsweise eine Wasserlandung vollziehe und viel Salzwasser schlucke. Das hat sich gelohnt!
Die Straße weiter Richtung Pantokrator schlängelt sich immer weiter hinauf, wird dabei enger und wechselt irgendwann von einer Teerstraße zu einem Rollsplittweg, während die Landschaft immer felsiger wird.
Weg zum Pantokrator
Endlich erreichen wir die 917m hohe Bergspitze des Pantokrators (= "Allesbeherrscher"). Von hier haben wir einen unbeschreiblich guten Ausblick auf Albanien und das Griechische Festland. Hier oben gibt es zum einen ein griechisch-orthodoxes Kloster, welches mehrfach zerstört und wieder aufgebaut wurde und eine ganze Batterie von Fernseh- und Radiotürmen.
 

Blick auf Albanien und das Griechische Festland
Wir gönnen uns in dem winzigen aber gut geführtem Café einen Snack und fahren die steile Straße wieder hinab in Richtung Agni Beach. Auch hier sind die Straßen so eng, dass keine zwei Autos aneinander vorbei passen und so kommt es einige Male vor, dass wir im Rückwärtsgang ganze Streckenpassagen erneut fahren müssen, um den Gegenverkehr passieren zu lassen.
Der Weg zwischen den Sendemasten erinnert an eine Bunkerstadt. 
Der Strand von Agni Beach selbst ist komplett von den dortigen Restaurants vereinnahmt. Auch hier gibt es weder Umkleidekabine noch Dusche. Mit Schnorchelausrüstung und Luftmatratzen bestaunen wir in dem absolut klaren Wasser die bunte Tierwelt. Dabei entdecken wir einige Oktopoden, große bunte Fische und einen großen Seewurm.
In den Abendstunden fahren wir wieder zurück, genießen die Dusche und lassen es uns im Hotel mit Tzaziki und Soufrito gut gehen.