Samstag, 22. März 2014

Faszination und Albtraum: die Rückreise

Heute ist der Tag der Rückreise und so packen wir früh unsere großen Koffer (es ist gar nicht so leicht, die vielen Souvenirs und die Berge von Wäsche zu verstauen). Nach einem kräftigen Frühstück gibt uns der Besitzer noch viele Reisetipps für einen Kurzbesuch bei den Drakensbergen und die Fahrt nach Johannesburg.
Auch diese Kinder waren ganz versessen darauf, Süßigkeiten zu bekommen.
Die Fahrt zu den Drakensbergen verläuft über eine der vielen Dirtroads mit endlos vielen Schlaglöchern. Wieder rufen uns die kleinen Kinder laut „Sweets“ zu; die älteren betteln um Kleingeld. Am Straßenrand laufen viele Xhosa-Frauen mit geschminkten Gesichtern und die Männer sammeln sich an einem größeren Platz zum Fußballspiel in der morgens bereits starken Hitze.
Die Gegend ist stark geprägt durch kleine Lehmhäuser inmitten von Wiesen und die Landwirtschaft. Im Gegenzug zu Deutschland sind hier die Felder nicht groß und rechteckig, sondern vielleicht so groß wie ein Basketballfeld und dafür kreisrund.

Besuch der Drakensberge

Wir steuern das „Giant’s Castle“ an und sind schon von den ersten Blicken von der Straße aus total begeistert. Die Drakensberge erscheinen in vielen erdigen Farben mit einer Farbpalette von gelbgrau bis zinnoberrot. Von einem kleinen Park aus, wandern wir bei absolutem Traumwetter hinab zu einem kleinen Fluss und sind etwas betrübt, dass wir nicht gestern schon hier gewesen sind; so verbleibt uns nur knapp eine Stunde, bevor wir mit dem Auto weiter in Richtung Flughafen fahren müssen.
Bereits von Weitem kündigen sich die massiven Drakensberge an.

Die Maserungen zeigen das Alter und die Herkunft des Gesteins sehr gut.
So ein schöner Weg und nur so wenig Zeit... :-(
Schweren Herzens geben wir die fantastische Szenerie auf und kehren zum Park zurück. Dort verweilt gerade eine kleine Horde Paviane, die auf den Autos herumspringt. Die pelzigen Tiere sind nicht zu unterschätzen, da sie ohne Vorwarnung aggressiv werden können und mit ihrem großen Gebiss schwere Verletzungen hervorrufen können.
Ein letzter Blick zurück auf die Drakensberge.
Paviane haben den Parkplatz belagert.
Wir haben die Route so geplant, dass uns nach der Fahrt von den Drakensbergen nach Johannisburg noch 2 Stunden Puffer bleiben bis zum Abflug. Die Zeit am Fluss war vielleicht etwas zu schön, denn es ist bereits 13:15 Uhr. Der Blick auf das Navi gibt uns einen ersten Schock: Angeblich kommen wir erst um 18:40 Uhr in Johannisburg an; wir müssen aber spätestens um 19:15 Uhr das Gepäck abgeben und um 20:15 Uhr geht der Flieger!

Abfahrt

Leicht gestresst beginnen wir also unsere Fahrt, lassen so die Drakensberge samt Pavianen zurück und erklimmen mit dem Auto nach und nach eine Bergspitze. Der Weg ist eine sehr schmale Schotterpiste, die uns mitten durch das Afrikanische Leben führt: wir sehen eine Hochzeit mit viel Tanz und Musik, Männer und Frauen, die entspannt vor ihren Häusern sitzen und das Navi hat sich auch überlegt, dass wir inzwischen wohl doch schon um 18:00 Uhr ankommen werden.
So bunt und schick sehen wir die Frauen auf der Straße nur selten.
Eine schwer bepackte Xhosa-Frau auf dem Weg nach Hause.
Kaum sind wir etwas entspannt, bemerken wir, dass die Schotterpiste plötzlich auffällig gut gepflegt zu sein scheint. Nach einer Kurve am Berghang sehen wir den Grund hierfür: vor uns fährt in aller Breite und Gemütlichkeit die Straßenmaschine und blockiert mit ca. 10 km/h Fahrt unseren Weg. Wir fahren im Schritttempo hinter der Maschine her und verlieren so 30 Minuten Puffer.
Eine Piste mit schöner Aussicht, tiefen Abgründen und interessanten Begegnungen.
Spitze Schottersteine, Viehherden und ein Greifvogel machen die Tour auch interessant.

Wegezoll mit Schwierigkeiten

Endlich erreichen wir den Highway und tanken erst einmal voll. Der Highway ist gespickt mit Maut-Stationen und allmählich geht uns das Bargeld aus. „Kein Problem“ denken wir – schließlich hat jede Mautstation Aufkleber mit den gängigen Kreditkarten. Bei der nächsten Mautstation erleben wir jedoch eine unangenehme Überraschung: der Beamte akzeptiert keine unserer 4 Kreditkarten, weil er sie nur durchziehen und nicht einstecken will. Deutsche moderne Kreditkarten weisen aber einen Chip auf, ohne den im Ausland nur über Umwege Geld abgebucht werden kann. Wir stehen gut unter Zeitdruck (hinter uns hat sich durch die lange Prozedur bereits eine hupende Schlange gebildet) und flehen den Beamten an, unsere Euros zu nehmen – schließlich sind 20 EURO ungefähr der 20fache Wert von dem, was wir für die Maut bezahlen müssten. Er bleibt dabei und schickt uns zurück: wir mögen bitte bei einer der Tankstellen Bargeld abheben.
Wir haben erneut fast eine halbe Stunde Puffer durch das Prozedere verloren und fahren gereizt denselben Highway zurück, den wir hergekommen sind, bis wir nach 8 km endlich eine Raststätte finden. Für die Maut-Stationen heben wir 100 Rand ab – das sollte für die zwei angekündigten verbleibenden Maut-Stationen genügen.

Der Freund und Helfer springt ein

Ich gebe Gas, damit wir noch irgendeine Chance haben, halbwegs den Zeitverlust wieder einzuholen. Plötzlich springt ein Mann mit brauner Khaki-Uniform auf die Straße und winkt uns auf den Seitenstreifen. Die Polizei hat uns mit einer Radarpistole gescannt und festgestellt, dass wir die zulässigen 120 km/h überschritten haben.
Völlig verzweifelt reden wir auf den Mann ein, doch er möchte die Strafe in Höhe von 1000 Rand haben. Und nein, er nimmt keine Kreditkarten. Da wir das Bargeld nicht zur Hand haben, bittet er uns ihm zur Polizeistation zu folgen. Ich sehe vor meinem geistigen Auge unseren Flieger davon fliegen, zücke das Flugticket und erkläre ihm nochmals die Situation. Endlich sagt er „I see your situation here“ und lässt uns gewähren.
Am Rande der erlaubten Geschwindigkeit fahren wir weiter, wenden, schmeißen dem Beamten die 20 Rand Mautgebühr hin und fahren endlich weiter. Das Navi prognostiziert inzwischen eine Ankunftszeit um 19:08 Uhr, was uns nicht genug Zeit geben wird, auch noch das Auto zurück zu geben. Mist! Während ich bei exakt 120 km/h weiterfahre und bei jedem der vielen versteckten Polizeiwagen am Straßenrand nervös werde, telefoniert meine Freundin mit der Fluggesellschaft, dem Flughafen und der Autovermietung, damit wir unser Gepäck notfalls auch noch 5 Minuten später abgeben können.

Schlimmer geht immer: Heinrich, der Wagen bricht!

Inzwischen merken wir, dass es wohl doch noch mehr als „nur zwei weitere Maut-Stationen“ geben wird und machen noch einmal Halt um weitere Rand abzuheben. Als es endlich halbwegs läuft und wir wieder Chancen sehen, doch noch irgendwie pünktlich anzukommen, fährt sich das Auto plötzlich sehr schlingernd. Ich befürchte das Schlimmste, fahre links ran und habe leider Recht: Wir haben einen Platten – die Schotterpiste war vermutlich doch etwas zu viel für die kleinen, alten Reifen unseres Chevrolet Spark Lite.
Im absoluten Eiltempo wechseln wir wie die Irren den Reifen und sind dabei so beschäftigt, dass wir gar nicht merken, wie hinter uns so eine Art Unfalldienst in einem Unimog Halt gemacht hat. Die Männer darin grinsen breit und heben ihre Daumen; zumindest sie hatten ihren Spaß.

Johannisburg bei Dunkelheit

Endlich wieder startklar fahren wir weiter; vorbei an schier endlos langen Feldern mit Sonnenblumen und anderen Wiesen, während die Landschaft zunehmend flacher und der Tag immer dunkler wird. So erreichen wir auch Johannisburg bei völliger Dunkelheit.
Zum Glück müssen wir nicht durch die wegen Kriminalität verschriene Innenstadt und finden auch den Flughafen mit Leichtigkeit. Weniger leicht ist es hingegen, sich auf dem riesigen Gelände zu orientieren. Wir stehen auch nach wie vor vor dem Problem, dass wir sowohl die Koffer als auch den Mietwagen abgeben müssen. Wir entscheiden uns dafür, zuerst die Koffer abzugeben und die verbleibende Zeit bis zum Boarding für den Mietwagen aufzubringen.

Das Gepäck muss weg

Leider ist die Gegend um den Flughafen herum wirklich unübersichtlich und für Neulinge nicht einsichtig. Wir entscheiden uns für irgendeines der vielen Parkhäuser, lassen unser Handgepäck und alles andere im Auto, da es sonst zu viel zum Schleppen wird. Wir rennen mit den großen schweren Koffern die ewig langen Gänge entlang und erreichen völlig entkräftet den Gepäckschalter.
Dort werden wir mit leichter Entrüstung empfangen: wir mögen uns doch bitte unmittelbar zum Gate begeben, da das Boarding bereits angefangen habe. Wir zeigen der Gepäckdienstdame unser Flugticket, laut dem wir noch 30 Minuten Zeit haben. Das interessiert sie jedoch wenig; sie fragt uns, ob wir es noch zum Boarding schaffen oder nicht.

Mietwagenrückgabe mit Hindernissen

Wir nicken und nehmen noch einmal unsere Kraft zusammen. Nach kurzer Orientierung auf dem großen Flughafen entdecken wir endlich das Schild der Hertz-Autovermietung. Dort entgegnet uns die Empfangsdame, dass wir nur bei der Station zum Abholen, nicht aber zum Abgeben seien. Wir fragen, wo denn die andere Station ist und bekommen nur ein Schulterzucken als Antwort.
Unsere lauten Ausrufe der Verzweiflung locken den örtlichen Manager aus der Reserve.
 Als er mitbekommt, dass wir für alle erdenklichen Schäden versichert sind, schickt er die besagte Empfangsdame mit uns auf den Weg, damit sie das Auto übernehmen kann.
Wir wissen genau, wie unser Parkdeck heißt, aber (wegen der unglaublich vielen Gänge und Abzweigungen) nicht wo es ist. Unsere Begleitperson weiß leider auch nicht, wo das Parkhaus ist und so rennen wir mit ihr erst einmal zur Hausverwaltung des Flughafens. Aufgeschlaut rennen wir endlich zum Parkdeck, grabschen alles was sich im Auto befindet und stopfen es in Windeseile in unser Handgepäck und geben der Dame zum Parken und Tanken unser restliches Bargeld.

Endspurt im Hindernislauf

Wieder rennen wir den ewig langen Gang entlang in Richtung Gepäckschalter. Wieder sind wir am Ende unserer Kräfte und stehen mit einem Mal vor einer sehr langen Menschenschlange, die auf die Security-Abfertigung wartet. Da wir die Zeit nicht haben, mogeln wir uns bei der Betreuung für VIP-Gäste und Behinderte durch.
Mit der Kraft der Verzweiflung rennen wir weiter quer durch den Flughafen und treffen auf eine verärgerte Frau von unserer Airline, die uns wild gestikulierend zum Flugzeug lotst. Direkt hinter uns wird auch schon die schwere Flugzeugtür geschlossen und wir nehmen vollkommen kraftlos unsere Plätze ein. Das lange Rennen und der Dauerstress blieben nicht ohne Auswirkungen und so sitzen wir völlig verschwitzt und nahe einem Kreislaufkollaps zwischen den anderen Gästen, die auf uns warten mussten.
Nachdem wir uns von den Strapazen erholt haben, können wir dann auch noch das wirklich gute Entertainment-System in dem insgesamt modern ausgestatteten Flugzeug genießen und schlafen auch bald ein.

Wieder in London

In London gelandet ist uns jedoch nicht mehr (wie ursprünglich geplant) nach einer Sightseeing-Tour. Stattdessen verbringen wir die Zeit komplett in der Ruhezone, wo wir nach Schlaf trachten. Da in London-Heathrow jedoch auch in der Ruhezone sämtliche Durchsagen bei voller Lautstärke abgespielt werden und alle Touristen direkt hinter uns entlang geschleust werden, kommen wir nicht wirklich zur Ruhe. Dennoch sind wir ungemein froh, dass wir am Ende noch den Flieger erwischt haben und nun auch der Weg nach Deutschland gesichert ist.

Fazit

Wir können Südafrika jedem empfehlen, der eine gute Mischung aus Abenteuerurlaub, vielen Tieren, Roadtrip, Wanderungen und Sightseeing erleben will. Wenn man nicht von den üblichen Strecken (wie z.B. der Garden Route) abweicht und sich auch von Johannisburg fernhält, ist es auch sehr sicher. Man darf sich nur nicht vom Verkehr, den Bettlern und der Organisation abschrecken lassen - wir werden auf jeden Fall wieder kommen!

Freitag, 21. März 2014

Kultur-Tour durch die Midlands

Für heute ist geplant, dass wir in die Drakensberge fahren und dementsprechend früh klingelt der Wecker. Der Blick aus dem Fenster trifft auf dicke Nebelschwaden und triefendes Gras. Beim gemütlichen Frühstück mit den Besitzern wird uns erzählt, dass es die ganze Nacht lang geregnet hat.
Dieser Gast sucht vor unserer Hütte Schutz vor dem Regen.
Da bei diesem Wetter das Wandern in den Bergen nicht nur keinen Spaß machen dürfte sondern auch gefährlich ist, weichen wir notgedrungen auf ein Alternativprogramm aus: wir schreiben das Reisetagebuch und lassen uns vom Besitzer stolz die mit liebevoller Handarbeit erstellten Kunstwerke aus Holz zeigen. Wenn wir nicht morgen mit dem Flugzeug zurück fliegen müssten, hätten wir sicherlich einiges von den sehr originell gestalteten Dingen in der „Antbear Drakensberg Lodge“ für unsere Wohnung gekauft.

Die Antbear Drakensberg Lodge: Ein schier unendlicher Pool an kreativen Holzideen.

Unsere Lodge mit Rieddach: vom Besitzer selbst gebaut.
Einfach, aber gemütlich.
Kreatives Dekor wohin man auch blickt.
Selbst ein Treppenhaus kann mit Kreativität zu einem Kunstwerk werden.
Immerhin gibt es in der Umgebung („Midlands Miandar“) auch noch ein paar Sehenswürdigkeiten in Form von speziellen Geschäften und Galerien, sodass wir rasch eine Route planen und aus dem Tag noch das Beste herausholen.
Die Landschaft ist eher flach und erinnert an die Nordinsel von Neuseeland.
So besuchen wir den Kunsthändler „The ugly duckling“ wo wir u.a. ein paar große Holzvasen mitnehmen. Vieles im Geschäft sieht zwar afrikanisch aus, wurde aber in China gefertigt. Im Café Bloom – eine Art Hipster Café – genießen wir als Mittagssnack in Form von frischer Tomatensuppe und Sandwiches und suchen danach den Kunsthändler „Zulu Lulu“.
Auch hier laufen die Kühe direkt auf der Straße entlang.
Keine Seltenheit: Kinder und Jugendliche, die Lasten weite Strecken tragen müssen.
Gefunden haben wir diesen schließlich auf einem furchtbar überfüllten Touristenplatz, wo es von Fastfood-Amerikanern und Ramsch nur so wimmelt. Außerdem ist heute Feiertag, sodass auch die Einheimischen mit ihren Kindern den Platz stürmen und sich ein wenig Volksfestcharakter entwickelt. Immerhin ist das Wetter aber inzwischen aufgeklart und wir ärgern uns ein wenig, dass wir nicht doch zu den Drakensbergen gefahren sind.
Uns wird das zu viel und so suchen wir den angeblich sehenswürdigen Staudamm auf. Der ist aber nicht zugänglich und sieht von außen nicht besonders spektakulär aus.
Der Staudamm ist nicht zugänglich und eher unspektakulär.
Wir weichen auf das „Midlands Nature Reserve“ aus, wo wir brav Eintritt zahlen. Hier gibt es jedoch weder Spazierwege noch besonders viel Natur zu sehen. Es gibt einen großen See, an dem die Reichen mit ihren Yachten spazieren fahren und die anderen sich zum Angeln treffen. Etwas verärgert, dass es hier gar nichts zu sehen oder zu erleben gibt, das auch nur irgendwie mit Natur zu tun hat, verlassen wir das Areal wieder und fahren zurück zu unserer Lodge.
Dort gibt es wieder ein wunderbar leckeres Abendessen. Heute Abend gesellt sich noch eine kleine Reisegruppe Briten zu uns, die ziemlich seltsame Weltansichten haben und ihren Weißwein mit Eiswürfeln darin trinken.
Einsame Straßen und weite Felder wohin das Auge blickt.
Da morgen die Heimfahrt ansteht, packen wir unsere Sachen und übergeben unsere Schmutzwäsche an die etwas devoten Hotelangestellten. Mit etwas Wehmut (da wir morgen wieder zurück fliegen müssen) gehen wir zu Bett und planen, morgen zumindest einen kurzen Blick auf die Drakensberge zu werfen.

Donnerstag, 20. März 2014

Meeresaquarium und Sightseeing in Durban

Wir schlafen lange aus und lassen es uns bei einem Frühstück am Pool gut gehen. Die Besitzerin ist wirklich ein Schatz und ist sichtlich erfreut, sich mit uns zu unterhalten (außer uns ist nur ein weiterer Gast hier). Nach einer ausgiebigen Mahlzeit (mit frischen Pilzen und Ei) haben wir haufenweise Empfehlungen für das nahe gelegene Örtchen Umhlanga (sprich „Umschlanga“) erhalten. Sie bittet uns noch, den Dienerinnen nichts von der gestern Abend gesichteten Gottesanbeterin zu erzählen, da dies für diese angeblich ein schlechtes Omen sei.
Die Lodge "Upper Room" hat einen netten kleinen Pool.
3 Zimmer, 3 Tische - klein aber fein. ;-)
Nach einer langen Verabschiedung fahren wir ins Zentrum von Durban. Wir bemerken rasch den Indischen Einfluss: vom lebhaften Verkehrschaos über die Menschenmassen bis zum Radiosender hat hier alles einen schwer indischen Touch.
Usharka ist im Look eines riesigen alten Schiffes gebaut.
Da steht alles Kopf: auch die Innenräume sind liebevoll gestaltet.
Wir halten an einem länglichen weißen Strand und besuchen das Meeresaquarium „Usharka“. Das Aquarium ist noch ziemlich neu und technisch sehr modern. Allerdings wurden alle Becken in den Kontext eines alten Schiffes gesetzt: überall blicken wir auf künstlich „rostendes“ Metall, hören das Schiff knacken und ächzen und entdecken viele wirklich liebevoll verspielte Details, die den Besuchern vorgaukeln, tatsächlich in einem schief liegenden Schiffswrack und nicht einem brandneuen Hightech-Aquarium zu sein. Mir gefällt vor allem, dass die Becken wirklich groß und somit selbst die Haie artgerecht untergebracht sind.

Die Becken sind selbst für ausgewachsene Haifische groß genug und umschließen teilweise das gesamte Schiff. 
Draußen sehen wir uns noch eine Delphin-Show an, die jedoch stark im amerikanischen Stil gehalten ist (oberflächliche Erklärungen, Kiss-Cam, Publikums-Animationen). Die Kinder haben auf jeden Fall viel Spaß und schreien sich vor Freude die Seele aus dem Leib. Insgesamt können wir das Aquarium aber wirklich jedem empfehlen – es ist einfach wunderschön und sehr interessant!
Delphin-Show im US-amerikanischen Stil.
Die Delphine sind gut trainiert und liefern eine gute Show ab.
Wir verlassen das Areal, betrachten eine kleine Flugshow über dem Strand und fahren dann nach Umhlanga – schließlich sind wir schon sehr neugierig auf das angeblich so spannende Örtchen. Dort angekommen, sehen wir aber hauptsächlich nur eine riesige Hotelbucht. Alles ist auf den Meerblick ausgelegt und es gibt neben der fantasielosen Strandpromenade noch eine parallel verlaufende Meile mit dicht an dicht gedrängten Cafés und Bars.
Der Strand von Durban ist eher unscheinbar.
Uns steckt noch die Fahrt von gestern in den Knochen und so peppen wir uns mit Kaffee und Red Bull ein wenig auf, bevor wir die Tourist Information aufsuchen und uns nach interessanten Orten erkundigen. Die Tourist Information ist ca. 5 Quadratmeter groß und mit zwei ratlosen Mitarbeitern besetzt, die uns beide nicht verraten können, was es Spannendes in Umhlanga zu sehen gibt.
Deutlich enttäuscht nehmen wir eine Broschüre mit afrikanischen Kunsthändlern mit und fahren zur Galerie „African Art & Culture“, wo wir uns eine Schale aus handgeknüpftem Telefondraht kaufen. So viele schöne Dinge; so wenig Platz im Gepäck.
Wir haben noch einiges an Strecke vor uns, da wir heute noch die Drakensberge erreichen wollen und so machen wir uns auf den Weg. An der Tankstelle werde ich mit lautem Hallo verabschiedet, weil ich 12 Rand Trinkgeld gegeben habe. Der Manager sagt mir, dass das „zu viel“ sei und ich seine Mitarbeiter „verderben“ würde. Ernsthaft? Das sind weniger als 1 EUR und wir haben ja bereits Kellner erlebt, die bei 40 Rand Trinkgeld beleidigt waren…
Nach ca. 3 Stunden Fahrt entlang einer eher unspektakulären Landstraße wird der Weg immer schmaler, ist nicht mehr geteert und ist mit unberechenbaren Schlaglöchern versetzt. Es ist inzwischen stockdunkel und zu allem Übel zieht auch noch dichter Nebel auf. Links und rechts vom Weg befindet sich dichtes, hohes Gras, was eine Orientierung ziemlich unmöglich macht. Nach einer längeren Fahrt ohne jegliche Zeichen von Menschen oder Behausungen kommen bei uns ernste Zweifel auf, ob wir noch richtig sind.
Ein Feldweg, Nebel und dichtes Gras - wo ist die Lodge?
Hier soll sich eine hochwertige Lodge befinden? Auch die rar gestreuten Schilder zeigen einen anderen Namen als den unserer gebuchten Unterkunft. Da uns nicht viel anderes übrig bleibt, fahren wir weiter und finden nach einigem Irren auch tatsächlich unseren sehr abgeschieden gelegenen Gasthof, der erst kürzlich aus Marketing-Gründen seinen Namen geändert hat.
Wir sind scheinbar genau richtig zum Abendessen angekommen und erhalten auch sogleich von der Dienerschaft ein wunderbar kreatives und leckeres Essen angeboten. In familiärer Gesellschaft mit nur vier anderen Gästen (aus Finnland, Frankreich und Südafrika) genießen wir den Abend und gönnen uns auch ein gutes Glas fruchtigen Rotwein aus der Region.
Der Gasthof ist auffällig künstlerisch mit allen möglichen Arten von Holzschnitzereien und Kunstwerken versehen. Der Besitzer erzählt uns, dass er das alles selbst gemacht hat und bietet uns für morgen eine Führung an.
Auch in unserem kleinen Gästehaus ist alles selbstgemacht und trotzdem echt schick. Wir haben sogar eine Badewanne mit Whirlpool-Funktion! Mit Blick auf das Rieddach schlafen wir nach diesem ermüdenden Tag wohlig ein. ;-)

Mittwoch, 19. März 2014

Abenteuerfahrt zum Hole in the Wall

Morgens genießen wir unser Frühstück auf der Terrasse und planen in der bereits kräftigen Sonne den Tag. Wir gehen zum direkt vor dem Hotel befindlichen Strand und lassen uns das Wasser über die Füße plätschern, während wir den Moment genießen und diesen wirklich schönen Strand bewundern. Da dieser Ort so unglaublich weit abgelegen ist, sind wir die einzigen hier.
Unser heutiges Reiseziel ist Durban, doch wir haben noch etwas Puffer, sodass wir uns für die Besichtigung des berühmten "Hole in the wall" entscheiden. Wir packen unser gesamtes Gepäck in den kleinen Mietwagen, programmieren das Navi und sind guter Dinge.
Nicht lange, und schon wird aus dem lehmigen Weg eine Art Hindernisparkour für Fortgeschrittene. Die Schlaglöcher haben sich zu langen Rillen verbunden, von denen jede ca. 35cm tief ist. Die Kunst besteht darin, zu wissen wo die kleinen Autoreifen sind und dann auf den "Kraterrändern" entlang zu balancieren.
Noch ist die Straße einfach passierbar...
Schöne Strände und bunte Häuser verleiten dazu, über die Armut hinweg zu täuschen.
Da es hier weder Schilder noch eindeutige Straßen gibt, verlassen wir uns blind auf das Navi, das uns immer tiefer in die abgeschiedenen Dörfer der Coffee Bay führt. Selten kommt uns ein Auto entgegen - und wenn, dann ist es ein Jeep.
Während ich im 2. Gang und hochkonzentriert die Strecke abfahre, versucht meine Freundin die ursprüngliche Umgebung mit den bunten Zulu-Häusern und sehr einfach gekleideten Menschen aufzunehmen. Auch hier haben die Tiere Vorfahrt; auf der Straße befinden sich häufig Schweine, Kühe und Esel.

Wir fahren immer tiefer und weiter den Weg entlang, während in uns der Zweifel immer größer wird, ob wir noch richtig sind. Das Navi schickt uns plötzlich eine Rechtskurve hinab, die für Nicht-Traktoren einfach unmöglich ist. Na super! Wir folgen also weiter dem Lehmweg und fragen bei nächster Gelegenheit zwei junge Männer auf dem Feld nach dem richtigen Weg. Die schauen sich kurz an und zeigen auf eine nahe gelegene "Einfahrt" mit dem Kommentar, dass sich ihr Bruder um unser Auto kümmern würde. Wir versuchen zu lächeln und fahren rasch den Hauptweg weiter, da die gezeigte Richtung im vollkommenen Widerspruch zu den Koordinaten unseres Navis ist.
Zwei Kinder, die sich sehr über unsere Schokolade gefreut haben.
Vorbei an weiteren Menschen, die uns sehr erstaune Blicke zuwerfen (zur Erinnerung: wir sitzen in einem giftgrünen Kleinwagen) kurve ich uns bei 20km/h weiter die Hauptstraße entlang.
Irgendwo hier soll laut Reiseführer ein großer Parkplatz sein, der direkt am Hole in the Wall liegt...
Mangels jeglicher Beschilderung folgen wir an den Kreuzungen unserem Instinkt und geraten irgendwann in eine sehr enge Straße, die auf eine T-Kreuzung führt.
Dort lungern ca. 9 Männer in lumpiger Kleidung herum, die bei unserem Anblick aufspringen und auf unser Auto zukommen. Wir verriegeln die Tür, schließen die Fenster bis zu einem winzigen Spalt und wollen uns bestätigen lassen, dass es nach rechts zum Parkplatz geht - schließlich ist alles besser, als unsere Ahnungslosigkeit offen zu zeigen.
Manchmal führt die Straße auch durch kleine Bäche oder ausgetrocknete Flussläufe.

Die Truppe mustert unser Auto und sagt, dass es rechts nur einen Schafstall gibt und wir das Auto einfach genau hier stehen lassen soll - sie würden darauf aufpassen. Das ist uns spontan zu unheimlich und so bedanken wir uns, während wir schnell nach links abbiegen. Die Situation ist uns unangenehm, da uns zwar niemand etwas getan oder bedroht hat, aber wir die Lage einfach nicht einschätzen können. Zu allem Überfluss erkennen wir nach 15 Metern, dass der linke Weg in eine Sackgasse führt. Im Rückspiegel sehe ich, wie die Gruppe langsam unserem Auto nachläuft. Platz und Zeit zum Wenden haben wir nicht. Was nun?
Wir verteilen im Blitztempo unser Geld unter der Fußmatte, unter den Sitzen und verstecken das Portemonnaie. Dann erspähen wir einen Weißen (der erste seit über 3 Stunden Fahrt), der mit seinem Hund spazieren geht. Ich gehe schnell zu ihm und erkläre ihm unsere Lage. Er beruhigt uns erst einmal und erklärt, dass das Auto hier gut steht, da es von drei Villen aus im Blick liegen würde. Die Männer kenne er grob und er empfiehlt uns, ihnen etwas Geld für eine Wegführung anzubieten; schließlich ist das Hole in the Wall tatsächlich in der Nähe.
Keykey geht voran und zeigt uns den Weg.
Wir halten das für eine gute Idee und lassen das Auto (mit all unserem Besitz) zurück. Mit einem der Männer machen wir den Deal für 40 Rand (ca. 3 EUR) und er führt uns durch einen dicht bewachsenen Wald. Es ist recht windig und wir sind noch immer nicht sicher, ob alles mit rechten Dingen zugeht, also unterhalte ich mich mit ihm. Er heißt Keykey und wohnt schon sein gesamtes Leben in diesem abgeschiedenen Dorf. Er führt häufiger Touristen zum Hole in the Wall. Insgesamt wich er meinen Fragen aber eher aus und blieb sehr distanziert.
Dann erreichen wir den Strand und wissen gar nicht, was unseren Blick mehr einfängt: der Anblick des Hole in the Wall - ein riesiges Loch im Felsgestein, durch welche die heranrollenden Wellen mit schäumender Gischt hindurch preschen oder der Strand, auf dem sich eine wilde Herde Kühe ausruht. Ein sehr bizarres, aber schönes Bild! Jeder der Felsen im Meer ist auf der Spitze grün bewachsen - vermutlich haben hier die Vögel die notwendigen Samen verteilt.
Das Hole in the Wall ist groß genug für ein Segelboot und heißt bei den Menschen hier "esiKhaleni"; das ist Xhosa ist und bedeutet so viel wie "Der Ort der Geräusche".
Das berühmte "Hole In The Wall".
Die Perspektive täuscht: das Loch ist groß genug für ein Segelschiff.


Keykey zeigt mir den Strand.
Wilde Kühe am Strand.
Ungewohnter Anblick: Kuh im Wald
Irgendwann machen wir uns auf den Rückweg. Dem Auto geht es gut, Keykey bekommt sein Geld und war zufrieden. Eine andere Reisetruppe (sie haben im Hotel einen Führer gebucht) verrät uns die grobe Richtung für unsere Fahrt nach Durban und schon sind wir wieder auf dem chaotischen Weg voll so tiefer Schlaglöcher, dass man sie sich als Deutscher einfach nicht vorstellen kann.
Unterwegs entschließen wir uns, eine junge Anhalterin mitzunehmen, die uns sehr verzweifelt nachrennt ist und mit ein paar Geldscheinen winkt.
Die Anhalterin ist ca. 20 Jahre alt, heißt Lenie und hat eine tierische Fahne. Sie hat gestern bis spät in die Nacht Party gemacht und ist verzweifelt auf dem Weg zu ihrem Freund in Mthatha - einer 90km entfernten Kleinstadt. Sie hat keine Ahnung, wie sie hier gelandet ist und hat wegen der absolut irregulär fahrenden Busse keine andere Möglichkeit dorthin zu kommen.
Außerdem erklärt sie uns, was es mit dem "Sweet sweet" Geschrei auf sich hat: sobald die Kinder Menschen mit weißer Hautfarbe sehen, assoziieren sie das mit dem Erhalt von Süßigkeiten. So ist das also!
Da sie jedoch in der Umgebung aufgewachsen ist, sind wir froh, jemanden dabei zu haben, der den Weg kennt. Sie lotst uns ein paar Seitenstraßen entlang, die irgendwann so eng und steil werden, dass unser Auto das unmöglich schaffen kann. Während Lenie sich ärgert, dass es nicht schnell genug vorwärts geht, versuche ich den Wagen auf dem schmalen Feldweg zu wenden. Während es vorwärts bereits schwierig genug ist, nicht in eine Schlaglochrille zu fahren, ist es rückwärts so gut wie unmöglich.
So ist es auch nicht verwunderlich, dass wir mit den Hinterrädern in einer Rille landen. Kurz darauf sitzen auch die Vorderräder in einer Rille und das Auto liegt mit dem Fahrzeugboden auf, während sich die Räder in der Luft drehen. Fantastisch! Wir sind weit und breit das einzige Auto und die meisten Menschen besitzen nicht mehr als eine kleine Lehmhütte in der Größe meines Arbeitszimmers...
Mit gemeinsamen Kräften stoßen und schieben wir an dem Auto herum, bis wir es endlich aus dem Loch bugsiert haben. Ab jetzt nur noch Hauptstraße!
Nach einer weiteren Stunde Fahrt auf Irrwegen erkennt Lenie endlich ihre Highschool wieder und wir haben eine Spur, wie wir hier wieder heraus kommen. Es dauert tatsächlich auch nicht mehr lange und das Auto hat wieder eine geteerte Straße unter den Reifen - wir atmen alle auf und fahren die Straße nun deutlich erleichtert weiter.
In Mqanduli setzen wir Lenie ab, die sich erschöpft aber dankbar verabschiedet. Wir fahren rasch weiter. Dies ist eine von den Städtchen, in denen es  nur provisorische Läden mit Holzverschlägen an Stelle von Schaufenstern gibt. Das gesamte Leben findet auf der Straße statt, es ist laut und alles scheint ein einziger Basar zu sein.


Die Strecke nach Durban führt uns durch Mthatha, das zwar größer ist, aber auch nicht gerade ansehnlich ist. Die Fahr setzt sich auf schier endlosen, einspurigen Schnellstraßen fort, wo wir uns mit LKWs ein ungewolltes Rennen liefern müssen.
Bei allen bekannten Verkehrsstockungen gibt es immer ein paar Menschen, die am Straßenrand Essen zubereiten und verkaufen.
Sonnenuntergang auf dem Weg nach Durban.
Todmüde kommen wir nach 6,5 Stunden weiterer Fahrt endlich spät abends in Durban an. Die Unterkunft heißt "Upper Room" und wird von einer sehr angenehmen älteren Dame betrieben, die uns bemitleidet und uns ein kostenloses Upgrade für ein besseres Zimmer gibt. Alles ist sauber, geräumig und wirklich nett - es gibt nur kein Essen und so stürzen wir uns auf die Hotelbar. Mit Chips im Bauch schlafen wir dann aber auch völlig erschöpft sehr rasch ein.