Heute ist der Tag der Rückreise und so packen wir früh unsere
großen Koffer (es ist gar nicht so leicht, die vielen Souvenirs und die Berge
von Wäsche zu verstauen). Nach einem kräftigen Frühstück gibt uns der Besitzer
noch viele Reisetipps für einen Kurzbesuch bei den Drakensbergen und die Fahrt
nach Johannesburg.
Die Fahrt zu den Drakensbergen verläuft über eine der vielen
Dirtroads mit endlos vielen Schlaglöchern. Wieder rufen uns die kleinen Kinder
laut „Sweets“ zu; die älteren betteln um Kleingeld. Am Straßenrand laufen viele
Xhosa-Frauen mit geschminkten Gesichtern und die Männer sammeln sich an einem
größeren Platz zum Fußballspiel in der morgens bereits starken Hitze.
Auch diese Kinder waren ganz versessen darauf, Süßigkeiten zu bekommen. |
Die Gegend ist stark geprägt durch kleine Lehmhäuser inmitten
von Wiesen und die Landwirtschaft. Im Gegenzug zu Deutschland sind hier die
Felder nicht groß und rechteckig, sondern vielleicht so groß wie ein
Basketballfeld und dafür kreisrund.
Besuch der Drakensberge
Wir steuern das „Giant’s Castle“ an und sind schon von den
ersten Blicken von der Straße aus total begeistert. Die Drakensberge erscheinen
in vielen erdigen Farben mit einer Farbpalette von gelbgrau bis zinnoberrot. Von
einem kleinen Park aus, wandern wir bei absolutem Traumwetter hinab zu einem
kleinen Fluss und sind etwas betrübt, dass wir nicht gestern schon hier gewesen
sind; so verbleibt uns nur knapp eine Stunde, bevor wir mit dem Auto weiter in
Richtung Flughafen fahren müssen.
Schweren Herzens geben wir die fantastische Szenerie auf und
kehren zum Park zurück. Dort verweilt gerade eine kleine Horde Paviane, die auf
den Autos herumspringt. Die pelzigen Tiere sind nicht zu unterschätzen, da sie
ohne Vorwarnung aggressiv werden können und mit ihrem großen Gebiss schwere
Verletzungen hervorrufen können.
Wir haben die Route so geplant, dass uns nach der Fahrt von
den Drakensbergen nach Johannisburg noch 2 Stunden Puffer bleiben bis zum
Abflug. Die Zeit am Fluss war vielleicht etwas zu schön, denn es ist bereits
13:15 Uhr. Der Blick auf das Navi gibt uns einen ersten Schock: Angeblich
kommen wir erst um 18:40 Uhr in Johannisburg an; wir müssen aber spätestens um
19:15 Uhr das Gepäck abgeben und um 20:15 Uhr geht der Flieger!
Bereits von Weitem kündigen sich die massiven Drakensberge an. |
Die Maserungen zeigen das Alter und die Herkunft des Gesteins sehr gut. |
So ein schöner Weg und nur so wenig Zeit... :-( |
Ein letzter Blick zurück auf die Drakensberge. |
Paviane haben den Parkplatz belagert. |
Abfahrt
Leicht gestresst beginnen wir also unsere Fahrt, lassen so
die Drakensberge samt Pavianen zurück und erklimmen mit dem Auto nach und nach
eine Bergspitze. Der Weg ist eine sehr schmale Schotterpiste, die uns mitten
durch das Afrikanische Leben führt: wir sehen eine Hochzeit mit viel Tanz und
Musik, Männer und Frauen, die entspannt vor ihren Häusern sitzen und das Navi
hat sich auch überlegt, dass wir inzwischen wohl doch schon um 18:00 Uhr
ankommen werden.
Kaum sind wir etwas entspannt, bemerken wir, dass die
Schotterpiste plötzlich auffällig gut gepflegt zu sein scheint. Nach einer
Kurve am Berghang sehen wir den Grund hierfür: vor uns fährt in aller Breite
und Gemütlichkeit die Straßenmaschine und blockiert mit ca. 10 km/h Fahrt
unseren Weg. Wir fahren im Schritttempo hinter der Maschine her und verlieren
so 30 Minuten Puffer.
So bunt und schick sehen wir die Frauen auf der Straße nur selten. |
Eine schwer bepackte Xhosa-Frau auf dem Weg nach Hause. |
Eine Piste mit schöner Aussicht, tiefen Abgründen und interessanten Begegnungen. |
Spitze Schottersteine, Viehherden und ein Greifvogel machen die Tour auch interessant. |
Wegezoll mit Schwierigkeiten
Endlich erreichen wir den Highway und tanken erst einmal
voll. Der Highway ist gespickt mit Maut-Stationen und allmählich geht uns das Bargeld
aus. „Kein Problem“ denken wir – schließlich hat jede Mautstation Aufkleber mit
den gängigen Kreditkarten. Bei der nächsten Mautstation erleben wir jedoch eine
unangenehme Überraschung: der Beamte akzeptiert keine unserer 4 Kreditkarten,
weil er sie nur durchziehen und nicht einstecken will. Deutsche moderne Kreditkarten
weisen aber einen Chip auf, ohne den im Ausland nur über Umwege Geld abgebucht
werden kann. Wir stehen gut unter Zeitdruck (hinter uns hat sich durch die
lange Prozedur bereits eine hupende Schlange gebildet) und flehen den Beamten
an, unsere Euros zu nehmen – schließlich sind 20 EURO ungefähr der 20fache Wert
von dem, was wir für die Maut bezahlen müssten. Er bleibt dabei und schickt uns
zurück: wir mögen bitte bei einer der Tankstellen Bargeld abheben.
Wir haben erneut fast eine halbe Stunde Puffer durch das
Prozedere verloren und fahren gereizt denselben Highway zurück, den wir
hergekommen sind, bis wir nach 8 km endlich eine Raststätte finden. Für die
Maut-Stationen heben wir 100 Rand ab – das sollte für die zwei angekündigten
verbleibenden Maut-Stationen genügen.
Der Freund und Helfer springt ein
Ich gebe Gas, damit wir noch irgendeine Chance haben,
halbwegs den Zeitverlust wieder einzuholen. Plötzlich springt ein Mann mit
brauner Khaki-Uniform auf die Straße und winkt uns auf den Seitenstreifen. Die
Polizei hat uns mit einer Radarpistole gescannt und festgestellt, dass wir die
zulässigen 120 km/h überschritten haben.
Völlig verzweifelt reden wir auf den Mann ein, doch er
möchte die Strafe in Höhe von 1000 Rand haben. Und nein, er nimmt keine
Kreditkarten. Da wir das Bargeld nicht zur Hand haben, bittet er uns ihm zur
Polizeistation zu folgen. Ich sehe vor meinem geistigen Auge unseren Flieger
davon fliegen, zücke das Flugticket und erkläre ihm nochmals die Situation.
Endlich sagt er „I see your situation here“ und lässt uns gewähren.
Am Rande der erlaubten Geschwindigkeit fahren wir weiter,
wenden, schmeißen dem Beamten die 20 Rand Mautgebühr hin und fahren endlich weiter.
Das Navi prognostiziert inzwischen eine Ankunftszeit um 19:08 Uhr, was uns
nicht genug Zeit geben wird, auch noch das Auto zurück zu geben. Mist! Während
ich bei exakt 120 km/h weiterfahre und bei jedem der vielen versteckten
Polizeiwagen am Straßenrand nervös werde, telefoniert meine Freundin mit der
Fluggesellschaft, dem Flughafen und der Autovermietung, damit wir unser Gepäck
notfalls auch noch 5 Minuten später abgeben können.
Schlimmer geht immer: Heinrich, der Wagen bricht!
Inzwischen merken wir, dass es wohl doch noch mehr als „nur
zwei weitere Maut-Stationen“ geben wird und machen noch einmal Halt um weitere
Rand abzuheben. Als es endlich halbwegs läuft und wir wieder Chancen sehen,
doch noch irgendwie pünktlich anzukommen, fährt sich das Auto plötzlich sehr
schlingernd. Ich befürchte das Schlimmste, fahre links ran und habe leider
Recht: Wir haben einen Platten – die Schotterpiste war vermutlich doch etwas zu
viel für die kleinen, alten Reifen unseres Chevrolet Spark Lite.
Im absoluten Eiltempo wechseln wir wie die Irren den Reifen und
sind dabei so beschäftigt, dass wir gar nicht merken, wie hinter uns so eine
Art Unfalldienst in einem Unimog Halt gemacht hat. Die Männer darin grinsen
breit und heben ihre Daumen; zumindest sie hatten ihren Spaß.
Johannisburg bei Dunkelheit
Endlich wieder startklar fahren wir weiter; vorbei an schier
endlos langen Feldern mit Sonnenblumen und anderen Wiesen, während die
Landschaft zunehmend flacher und der Tag immer dunkler wird. So erreichen wir
auch Johannisburg bei völliger Dunkelheit.
Zum Glück müssen wir nicht durch die wegen Kriminalität
verschriene Innenstadt und finden auch den Flughafen mit Leichtigkeit. Weniger
leicht ist es hingegen, sich auf dem riesigen Gelände zu orientieren. Wir
stehen auch nach wie vor vor dem Problem, dass wir sowohl die Koffer als auch
den Mietwagen abgeben müssen. Wir entscheiden uns dafür, zuerst die Koffer
abzugeben und die verbleibende Zeit bis zum Boarding für den Mietwagen
aufzubringen.
Das Gepäck muss weg
Leider ist die Gegend um den Flughafen herum wirklich
unübersichtlich und für Neulinge nicht einsichtig. Wir entscheiden uns für irgendeines
der vielen Parkhäuser, lassen unser Handgepäck und alles andere im Auto, da es
sonst zu viel zum Schleppen wird. Wir rennen mit den großen schweren Koffern
die ewig langen Gänge entlang und erreichen völlig entkräftet den
Gepäckschalter.
Dort werden wir mit leichter Entrüstung empfangen: wir mögen
uns doch bitte unmittelbar zum Gate begeben, da das Boarding bereits angefangen
habe. Wir zeigen der Gepäckdienstdame unser Flugticket, laut dem wir noch 30
Minuten Zeit haben. Das interessiert sie jedoch wenig; sie fragt uns, ob wir es
noch zum Boarding schaffen oder nicht.
Mietwagenrückgabe mit Hindernissen
Wir nicken und nehmen noch einmal unsere Kraft zusammen.
Nach kurzer Orientierung auf dem großen Flughafen entdecken wir endlich das
Schild der Hertz-Autovermietung. Dort entgegnet uns die Empfangsdame, dass wir
nur bei der Station zum Abholen, nicht aber zum Abgeben seien. Wir fragen, wo
denn die andere Station ist und bekommen nur ein Schulterzucken als Antwort.
Unsere lauten Ausrufe der Verzweiflung locken den örtlichen
Manager aus der Reserve.
Als er mitbekommt,
dass wir für alle erdenklichen Schäden versichert sind, schickt er die besagte
Empfangsdame mit uns auf den Weg, damit sie das Auto übernehmen kann.
Wir wissen genau, wie unser Parkdeck heißt, aber (wegen der
unglaublich vielen Gänge und Abzweigungen) nicht wo es ist. Unsere
Begleitperson weiß leider auch nicht, wo das Parkhaus ist und so rennen wir mit
ihr erst einmal zur Hausverwaltung des Flughafens. Aufgeschlaut rennen wir endlich
zum Parkdeck, grabschen alles was sich im Auto befindet und stopfen es in Windeseile
in unser Handgepäck und geben der Dame zum Parken und Tanken unser restliches
Bargeld.
Endspurt im Hindernislauf
Wieder rennen wir den ewig langen Gang entlang in Richtung
Gepäckschalter. Wieder sind wir am Ende unserer Kräfte und stehen mit einem Mal
vor einer sehr langen Menschenschlange, die auf die Security-Abfertigung
wartet. Da wir die Zeit nicht haben, mogeln wir uns bei der Betreuung für VIP-Gäste
und Behinderte durch.
Mit der Kraft der Verzweiflung rennen wir weiter quer durch
den Flughafen und treffen auf eine verärgerte Frau von unserer Airline, die uns
wild gestikulierend zum Flugzeug lotst. Direkt hinter uns wird auch schon die schwere
Flugzeugtür geschlossen und wir nehmen vollkommen kraftlos unsere Plätze ein.
Das lange Rennen und der Dauerstress blieben nicht ohne Auswirkungen und so
sitzen wir völlig verschwitzt und nahe einem Kreislaufkollaps zwischen den
anderen Gästen, die auf uns warten mussten.
Nachdem wir uns von den Strapazen erholt haben, können wir
dann auch noch das wirklich gute Entertainment-System in dem insgesamt modern
ausgestatteten Flugzeug genießen und schlafen auch bald ein.
Wieder in London
In London gelandet ist uns jedoch nicht mehr (wie ursprünglich
geplant) nach einer Sightseeing-Tour. Stattdessen verbringen wir die Zeit
komplett in der Ruhezone, wo wir nach Schlaf trachten. Da in London-Heathrow
jedoch auch in der Ruhezone sämtliche Durchsagen bei voller Lautstärke
abgespielt werden und alle Touristen direkt hinter uns entlang geschleust
werden, kommen wir nicht wirklich zur Ruhe. Dennoch sind wir ungemein froh,
dass wir am Ende noch den Flieger erwischt haben und nun auch der Weg nach
Deutschland gesichert ist.
Fazit
Wir können Südafrika jedem empfehlen, der eine gute Mischung
aus Abenteuerurlaub, vielen Tieren, Roadtrip, Wanderungen und Sightseeing erleben
will. Wenn man nicht von den üblichen Strecken (wie z.B. der Garden Route)
abweicht und sich auch von Johannisburg fernhält, ist es auch sehr sicher. Man darf sich nur nicht vom Verkehr, den Bettlern und der Organisation abschrecken lassen - wir
werden auf jeden Fall wieder kommen!