Wir beginnen den Tag mit dem Schreiben des Logbuchs und begeben uns anschließend in die Innenstadt für einen kleinen Stadtbummel. Bei dem scheinbar einzigen Café neben der größten Stadtkirche machen wir Halt und lauschen einem Sänger mit Gitarre. Dessen Repertoire umfasst aber leider nur einen einzigen Song, den er dafür aber extrem leiert und ständig wiederholt.
Wir brechen auf und machen beim nahe gelegenen Lagoa einen Zwischenstopp an der Küste. Wir sitzen auf Vulkangesteinsbrocken und schauen auf Ponta Delgada.
Wir fahren ziellos weiter, bis wir mit dem Auto im Inneren eines Vulkankraters das kleine Dorf Agua de Pau entdecken. Auffällig ist eine interessante Kirche, die außen mit blauen Fliesen bedeckt ist. Direkt daneben befindet sich ein kleines Café und ein großer Steg mit einem künstlichen Pool.
Während meine Begleitung kurz im Café ist und ich mir den kleinen Bootshafen anschaue, grinse ich (freundlich) einen vorbeilaufenden Einheimischen an. Er fragt mich woher ich komme und teilt mir in gebrochenem Englisch mit, dass er ein Boot besitzt. Ich könne auch mitkommen, sagt er. Wir überlegen nicht lange und sagen zu.
|
Fischerboote |
Circa 20 Minuten später wird es wahr: wir klettern an Bord seines kleinen Fischkutters und setzen uns auf den Bug, während die Fischer sich sammeln und erste Vorbereitungen treffen.
Bei Anbruch der Dämmerung geht es tatsächlich los. Der Dieselmotor läuft an und wir fahren zusammen mit 10 Fischern (Fische fangen ist Männersache) auf's Meer, die sich bei Fahrtbeginn bekreuzigen. Voran fährt ein Beiboot, welches mit einer starken Lampe und Ködern die Fische anlockt.
|
Andere Fischer haben nicht so viel Glück. |
Wir treffen auf ein anderes Fischerboot, die gerade ihr Netz einholen und nichts als drei Fische und einen Turnschuh gefangen haben. Die Stimmung an Board ist trotzdem noch ausgelassen und die Fischer albern herum, indem sie ein TV-Interview simulieren. Vermutlich machen sie sich über meine Kamera lustig, mit der wir fasziniert Fotos von einem echt traumhaften Sonnenuntergang machen.
Dann wird es allmählich ernst und der Kutter zieht enge Kreise um das Beiboot. Es ist mittlerweile stockdunkel draußen, weswegen ein grelles Arbeitslicht angeschaltet wird. Endlich meldet der Kapitän, dass auf dem Radar genug Fische zu sehen sind und die Fischer lassen ein großes Netz ins Wasser, das sie kreisförmig um das Beiboot ziehen. Die Stimmung ist angespannt und jeder arbeitet rasch und routiniert.
|
Wir sind nicht die einzigen, die heute ihr Glück versuchen. |
|
Das Beiboot füttert den Scharm an. |
|
Das Netz wird ausgelegt. |
Dann geht alles sehr schnell: Das Netz wird zugezogen und langsam eingeholt. Schnell erkennen wir, dass sich darin Tausende von Fischen (größtenteils Sardinen) befinden. Es ist ein so großer Schwarm, dass unser Kutter diesen unmöglich alleine abtransportieren kann und so werden weitere Fischerboote herbeigerufen, die dann eilig mit großen Keschern die Fische aus dem Netz in ihre Bottiche heben. Ganze drei Fremdboote können so an diesem Abend ihren Fang erheblich aufstocken.
|
Der Fang ist so groß, dass er für 4 Boote ausreicht. |
Dann fahren wir schnell zurück Richtung Hafen, wo dann im Eilverfahren die teilweise noch zappelnden Fische nach Art und Größe in Kästen sortiert werden. Wir werden herzlich verabschiedet um geben dem Kapitän eine kleine Spende für die tolle Erfahrung. Er bietet uns an, dass wir jederzeit gerne wieder kommen können und beteuert, dass wir "alle eine große Familie" sind.
|
Die Fische werden nach Art und Größe sortiert. |
Nach der Rückfahrt mit dem Auto essen wir erneut in dem kleinen sympathischen Restaurant, wo ich den leckersten gebratenen Tintenfisch meines bisherigen Lebens genieße. Wow, was für ein Tag!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen