Freitag, 26. Oktober 2012

Tongariro Crossing - Auf den Spuren von Sauron

Nach knapp 4 Stunden Schlaf klingelt mein Wecker und ich quaele mich mit Rike und Jenni aus dem Bett. Der Bus holt uns und Felix um 6:30 Uhr ab und faehrt uns zum Zielort: einem Parkplatz in der Naehe von Tongariro. Im Bus werden Wanderschuhe, Stoecke, Thermohosen, Jacken, Rucksaecke, Handschuhe, Sonnenbrillen und Muetzen ausgegeben. Ich bin gut ausgestattet und brauche eigentlich nichts davon, traue aber meiner duennen Softshell-Hose nicht und packe eine der dicken Thermohosen in meinen Rucksack.
Der Weg fuehrt anfangs gemuetlich ueber einen befestigten Steg, der ueber einem Gebirgsbach verlaeuft und den Blick auf die zwei Gipfel der Berge "Mount Tongariro" und "Mount Ngauruhoe" (HDR-Fans besser bekannt als "Schicksalsberg" oder auch "Mount Doom") freigibt.
Auf den Spuren von Frodo und Sam.
 Wir nehmen einen Umweg zu einem kleinen Wasserfall und besteigen anschliessend die "Devils's stairs". Spaetestens hier trennt sich die Spreu vom Weizen und so verteilt sich allmaehlich der anfangs 80 Personen grosse Pulk. Dann laufen wir mit einem Mal ueber eine voellig zugeschneite Flaeche. Ich halte also Schnee in der Hand, nachdem ich gestern am Strand war. :-)
Es ist mittlerweile so kalt geworden, dass ich es ohne Handschuhe und Muetze nicht mehr aushalte. Wir klettern einen steilen Hang hinauf und ich werde ploetzlich von so starken Windboen erfasst, dass ich ernsthaft Angst habe, ueber den schmalen Kamm gefegt zu werden. Ich bin nicht der Einzige, der sich immer wieder kurz hinkniet, um nicht vom 120km/h schnellen Wind, der in Hose und Jacke ein Segel gefunden hat, davon geblasen zu werden. Der Ausblick ist schlichtweg fantastisch: ein schneebedeckter Gipfel schliesst an einen aktiven Vulkankrater an, dessen heisse Schwefeldampfwolken ueber einen tuerkisblauen See schweben.

Da fuehlt man sich doch gleich sicherer...
Wieder aus der Gefahrenzone entkommen, machen wir eine Mittagspause und ziehen weiter. Dabei blaest der Wind unerbittlich und eiskalt von links, sodass sich meine linke Gesichtshaelfte bald fast taub anfuehlt. Vor mir stolpert ein Idiot in Turnschuhen den mit gefrorenem Schnee bedeckten Geroellberg hinauf. Wir passieren mehrfach Warnschilder, die vor den Vulkanaktivitaeten warnen und machen bei einer abgelegenen DOC-Huette Halt. Der Wind blaest auch hier noch so heftig, dass das Wasser horizontal aus dem Wasserhahn laeuft.
Von nun an geht es nur noch bergab und wir laufen den Rest der 19km langen Strecke vergnuegt hinab. Am Ende begleitet uns ein Gebirgsbach, der dann auch noch direkt auf unserem Weg verlaeuft. "Bloed, wenn man hier keine richtigen Wanderschuhe hat", denke ich und wuerde jetzt gerne den Typen in Turnschuhen sehen.
Der Vulkan ist noch sichtbar aktiv.

Am Zielparkplatz angekommen wartet bereits der Bus auf alle Wanderer. Wir warten auf Jenni und fahren dann zurueck ins Hostel. Ich nehme mir vor, waehrend der Fahrt nicht einzuschlafen, aber die 7 Stunden Wanderung fordern dann doch ihren Tribut. Im Hostel freuen wir uns alle ueber die heisse Dusche, ein einfaches Abendessen und das Bett. Ich bin aber irgendwie noch immer nicht muede und so gehe ich mit Yoshi (30J., Japan) am Lake Taupo spazieren, bis es ca. 1:00 Uhr ist. Was fuer ein Tag!

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