Mittwoch, 28. November 2012

Nachtspaziergang durch Singapur

Nach 9 Stunden Flug endlich (!) in Singapur angekommen, laufe ich wie ein Irrer durch die vertrauten Hallen, um die Schmerzen wieder los zu werden. Da ich hier 20 Stunden Aufenthalt habe (bevor ich weiter nach Frankfurt fliege), möchte ich an der kostenlosen Tour durch Singapur teilnehmen. Diese habe ich jedoch gerade verpasst und es ist die letzte für heute (Singapur-Ortszeit ist 20:15 Uhr).
Ich finde mich damit ab, dass ich auf mich alleine gestellt bin und besorge mir ein Visum, mit dem ich mich einen Tag lang in Singapur aufhalten darf. Doch bevor ich an die freie Luft gerate, schaue ich mir erst einmal den restlichen, frei zugänglichen Flughafen an.
Dieser ist gewaltig groß - auf 5 Ebenen verteilt, gibt es Modegeschäfte, Restaurants, Imbissbuden und vieles mehr. Ich ziehe mir am Automaten 50 SGP (Singapur-Dollar - vom Wert her ähnlich wie NZD). Ich erhalte einen einzigen großen Schein. Naja, jemand wird ihn schon wechseln können.
Dann bahne ich mir den Weg zu den Bussen. Es gibt an der im Flughafen integrierten Haltestelle keinen Stadtplan, kein Informationssystem und niemanden, der ansprechbar ist. Als ich einen der Busfahrer nach dem Stadtzentrum frage, fragt er mich nur "welches?" und schließt verärgert die Tür. Aha.
Ich erinnere mich, dass es hier laut Übersicht aus dem Entertainment-System irgendwo ein Chinatown gibt und versuche mein Glück beim nächsten Fahrer. Der schüttelt verärgert den Kopf und sagt beim Schließen der Tür "maybe 36". Ich denke etwas wehmütig an die freundlichen und lustigen Busfahrer in NZ, die mir auch noch bereitwillig Tipps für gute Restaurants gegeben haben. Als ich endlich den richtigen Bus erwische, sagt mir der Fahrer, das er nicht wechseln kann. Ich könne die 2,20 SGP also mit dem 50 SGP-Schein bezahlen oder müsse aussteigen. Argh!
Zum Glück bekommt dies ein Passagier mit und wechselt mir den 50er in Scheine und Münzen, indem er auf Mandarin lautstark die anderen Passagiere um Mithilfe bittet. Als ungewolltes Zentrum der Aufmerksamkeit verkrümel ich mich auf einen Einzelsitz und hoffe, später irgendwie Chinatown erreichen zu können.
Dann passiert der Bus gleich drei (!) Kontrollen, bei der jeweils ein mit Maschinengewehr bewaffneter Militärpolizist den Bus kontrolliert. Kaum verlässt der Bus die Tiefgarage des Flughafens, ändert sich die Temperatur schlagartig. Es ist draußen 34°C warm und das, obwohl es bereits dunkel ist - Wahnsinn!
Während der Fahrt komme ich mit Chiam (73 J.) in Kontakt. Er spricht sehr leise und nur gebrochen Englisch, sodass ich ihn kaum richtig verstehen kann. Er erzählt mir viel von Singapur und freut sich, dass ich den Ausflug in sein Land mache. Er ist sogar so begeistert, dass er mir einiges zeigen will.
Also ziehe ich mit Chiam durch die dunkle Stadt; der Himmel ist dunkel, leichter Sprühregen benetzt das Gesicht, aber ich fühle mich großartig. Überall leuchten riesige Werbeanzeigen an den Wolkenkratzern und es herrscht geschäftiges Treiben.
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Chiam ist erstaunlich gut in Form und scheinbar unermüdlich. Er zeigt mir u.a. das größte Kasino von Singapur. Dort dürfen nur Touristen kostenlos eintreten; alle anderen müssen 100 SGP bezahlen, da die Regierung befürchtet, dass die Bürger ihr Geld verspielen und dann keine Steuern mehr zahlen können.
Wir betreten auch ein unglaublich riesiges Einkaufszentrum mit einem dekadent großen künstlichen See, der sich bis in das Innere erstreckt. Die Preise sind so unerhört, dass ich nur staunen kann. Allerdings gibt es auch reichlich viele Menschen, die mit einer Limousine vorfahren und einem Hauch von teurem "Nichts" bekleidet sind.
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Chiam nimmt mich mit ins Untergeschoss, wo wir etwas Leckeres essen. Er lässt sich nur widerwillig etwas von mir ausgeben und drängt bald zur Eile, damit ich nicht "die große Show" verpasse. Es macht mir Freude, jemand mit so viel Euphorie bei mir zu haben und folge ihm bereitwillig zurück zum See. Dort beginnt bald eine Effektshow, bei welcher mit drei großen Fontänen eine Wasserwand erstellt wird, auf der mit Beamern wunderschöne Videos gezeigt werden, während Musik aus den Boxen dröhnt und Feuerwände das Szenario ausschmücken.
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Ich komme aus dem Staunen nicht mehr heraus, mache noch schnell ein paar Fotos von dem See und dem Bataillon an Banken dahinter und verabschiede mich nach ca. 3 Stunden Tour von ihm. Die Rückfahrt mit dem Bus führt wirklich durch Chinatown und überall leuchten Lampignonketten. Ich beschließe, dass das definitiv nicht mein letzter Aufenthalt in Singapur ist.

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